Hi!
Tag 267. Eigentlich wollte ich mit dem Post hier noch warten und die nächste Station mit aufnehmen, aber das wird dann wahrscheinlich etwas viel… Daher jetzt schon. Und ich hab gehört, dass die Bilder – speziell wenn man sich die unterwegs auf dem Phone oder Tablet anschaut – nicht so richtig laden oder das lange dauert. Das nervt, versteh ich! Bisher hab ich die Bilder nicht so weit runterskaliert, weil man ja noch das eine oder andere erkennen soll und nach bisschen was muss es ja auch aussehen! Aber als Versuch, hab ich das jetzt mal eine Stufe nach unten gesetzt. Ich hoffe das hilft gegen die Latenz und ist trotzdem noch ansehnlich!
Ansonsten läuft es hier unterwegs immer noch gut und auch Kambodscha – Land Nr. 15 – ist bisher ganz gut, interessant und ja, auch wieder heiß! So richtig viel Strecke hab ich seit dem letzten Eintrag gar nicht hinter mich gebracht, 2 Stationen sind es „nur“, aber die möchten auch erzählt werden…
Zu den 4000 Inseln
Am 08.05. wird wieder mal alles verstaut und der Rucksack auf’s neue verzurrt. Auschecken. Da kam uns der nette Herr Lay entgegen und meinte 13:00 Uhr wäre okay. Super Sache, weil man da nicht hetzen muss und in Ruhe noch eine Dusche nehmen kann. Dann heißt’s warten. Unser Transfer geht erst ca. 18:00 Uhr und ungefähr um 20:00 Uhr soll der Bus dann abfahren: Ein Schlafbus mit Doppelstockbetten drin! Das muss man ja auch mal ausprobieren und weil die Strecke doch recht lang ist bzw. ca. 12-13h dauern wird, erscheint diese Art des Transport doch am sinnvollsten. Wir haben uns vorab informiert und wissen, was uns ungefähr erwartet: Die Betten sind ca. 1,65m lang und nicht breiter als 1,20m. Darin schläft man zu zweit! Wir reisen ja zusammen, was die Frage nach dem Bettnachbarn erübrigt. Alleinreisende kaufen entweder 2 Plätze oder lassen sich überraschen 😉 .
Es läuft dann eigentlich alles typisch laotisch ab. Es macht teils einen etwas unkoordinierten Eindruck, aber letztlich klappt alles: Ankommen am Busbahnhof, Tickets tauschen, Gepäck verstauen, Koje beziehen. Die ist erstaunlich gemütlich, zumindest wenn man jetzt kein 1,85m Riese ist 😀 . Wir kompakten Zeitgenossen haben hier Vorteile! Trotzdem muss ich mich entscheiden, ob ich a) die Beine ausstrecken oder b) den Kopf gerade ablegen will. Ein bisschen fühlt man sich wie in einem (U-)Boot, als würde man in einer Koje liegen und ein enger Gang führt zur Treppe hinaus auf’s Deck. Ansonsten ist’s bequemer als gedacht und nachdem sich die allgemeine Aufgeregtheit im voll belegten Bus bei allen Beteiligten gelegt hat, schauen wir noch einen Film. Dann Augen zu und etwas Schlaf suchen. Und auch das funktioniert besser als man denkt! Ich wache kurz vor der Ankunft in Pakse auf und Minuten später klettern alle – mehr oder weniger munter – aus dem Bus. Die Hektik vor Ort steht im krassen Gegensatz zur „Guten Morgen! Bin grad aufgewacht“-Stimmung der Leute. Etwas planlos und noch schlaftrunken folgen wir den Anweisungen des nächsten Busfahrers und steigen in dessen Gefährt, welches 3h weiter nach Süden bringt. Nochmal Augen zu und etwas weiterdösen. Das klappt leider nur so „semi“ und so überbrücken wir die Zeit mit lesen und frühstücken. Der erfahrene Backpacker hat nämlich Sandwiches am Start! Am Ziel in Nakasong sind die dann alle, wir einigermaßen satt und von hier ist’s jetzt ja auch nur noch ein Katzensprung. Ein Boot wartet schon, um Reisende und ihr Gepäck zu transportieren. Und nach nur 10 Minuten auf dem Mekong, legen wir im Norden von Don Det an. Unsere Unterkunft liegt auf halbem Weg nach Süden – ca. 2km zu Fuß, bei ca. 42-45°C. Das schaffen wir dann aber auch noch und kommen sehr geschafft, trotzdem zufrieden im Mama Leuah, unserem Guesthouse, bei Lutz an. Der stammt eigentlich aus Thüringen, lebte lange in Berlin und ist hier auf Don Det auch schon eine ganze Weile. Zusammen mit seiner Frau hat er hier ein paar Bungis (wie er sagt ^^) mit einem Restaurant. Alles sehr einfach, aber super nett! Jetzt erstmal ablegen, ankommen und was trinken. Danach kommt gleich Duschen! Dass das Wasser aus dem Mekong kommt, der gleich vor der Bungi-Tür vorbeifließt stört da wenig. Kalt ist’s eher nicht. Abends sitzen wir dann nach einem tollen Essen noch ziemlich lange mit Lutz zusammen und reden über alles mögliche, erfahren wir er herkam, die Besonderheiten der Insel und der Gegend und und und. Dazu gibt’s auf den ersten Abend noch einen Lau Lao (oder auch Lao Lao) – Reisschnaps, der einem doch das eine oder andere Husten abringt.
Die Tage hier kann man eigentlich mit wenigen Worten beschreiben: Nichts tun, entspannen, lesen, essen, trinken, … Bei der Hitze auch kaum anders vorstellbar! Die Wetter-App sagt was von gefühlten 50-54°C. Glaub ich gern, weil ich schon vom rumsitzen schwitze und gar nicht so viel trinken kann, wie ich hier an Flüssigkeit verliere! Fast schon todesmutig laufen wir dann trotzdem mal in den Norden und machen Fotos unterwegs. Die Leute hier leben wirklich sehr einfach und außer Fahrrädern und Mopeds gibt’s auch keine Forbewegungsmittel auf der kleinen Insel. Braucht man ja auch nicht – man hat ja ein Boot. Damit geht’s ab und an zum Festland für Einkäufe und der gleichen. Zurück im Bungi muss man sich dann von dem Spaziergang erstmal erholen ^^ . Das geht am besten vor dem Ventilator auf der Veranda, mit Blick auf den Fluss und die Wasserbüffel, die ihrerseits Abkühlung im Nass suchen. Ansonsten tuckert ab und an mal ein Boot vorbei, die Hühner und Gänse watscheln umher. Das war’s auch schon! Achso – in Lutz‘ Restaurant gibt’s noch guten Kaffee vom Bolaven-Plateau und dazu wunderbare Musik: Air, Bouncing Betties, Kruder & Dorfmeister oder Morcheeba laufen da und verwöhnen die Ohren! Weckt ne Menge Erinnerungen bei mir und die Gedanken kreisen im Takt… Naja, wir wollen jedenfalls zum Sonnenuntergang nochmal los. Diesmal nach Süden, zur alten französischen Brücke. Die verbindet Don Det mit der Insel Don Khon. Ist jetzt nicht super spektakulär, und das Wetter lässt einen tollen Blick auf den untergehenden Stern nicht zu – trotzdem hat man einen schöner Blick, wenn man auf der Bücke stehend, den Fluss entlangschaut. Hinten sieht man sogar ein paar Berge, die schon zu Kambodscha gehören. Abgekühlt hat sich’s auch ein wenig, was die Anstrengung zumindest etwas erträglicher macht. Nachts kommt dann sogar mal ein Gewitter auf und es regnet. Das Ganze dauert vielleicht nur eine Stunde, aber immerhin wird’s ein paar Grad angenehmer.
Den letzten Tag verbringen wir dann fast nur in der Hängematte und planen die Weiterreise bzw. organisieren Unterkünfte für die nächsten Stationen oder recherchieren Infos zu den Orten. Nach 4 Tagen ist dann genug gechillt – wir treten die morgens Weiterreise an, verabschieden uns von Lutz, danken ihm von Herzen und winken zum Schluss noch vom Boot, bis er außer Sichtweite ist. Zurück in Nakasong steigen wir in den Bus, der uns nach Phnom Penh bringt. Kambodscha wir kommen!
Don Det:
Phnom Penh
Die Fahrt ist erstmal kurz bis zur Grenze Kambodschas. Da geht’s eigentlich ganz übersichtlich zu, auch wenn man sich dagegen entscheidet, dem Busfahrer seinen Pass auszuhändigen. Denn: Ignoriert man seine Beschwörungen, dass alles schneller, einfacher, … ist, dann spart man zum einen 3$ und ist eher fertig als er. Nachteil: Er ist nicht sonderlich erbaut. Naja, da wir nach der Grenze in einen anderen Bus umsteigen, ist uns das erstmal egal. Mit frischem Visum startet der Bus also Richtung Phnom Penh. Die, aufgrund mangelnder Straßenqualität oder des gänzlichen Fehlens selbiger Beförderungsbasis, anfangs recht holprige Fahrt, gestaltet sich schlussendlich doch ganz okay – wenn auch länger als erwartet. Jedenfalls kommen wir am späten Abend gut in der Hauptstadt an. Erster Eindruck: moderner als gedacht – zumindest stellenweise! Alles weitere muss bis morgen warten, da es schon dunkel ist und wir nach der Tour müde genug sind. Krass sind aber die TukTuk-Fahrer! Heerscharen reden auf uns ein und jeder will gern ein paar Dollar verdienen. Da unsere Unterkunft aber nicht weit ist und wir gern die paar Meter laufen, auch weil wir eben den ganzen Tag gesessen haben, wird’s heut nix für die Chauffeure. Sorry! Freundlich bleiben sie aber immer. Ebenso wie die Leute auf der Straße und auch in unserem Hostel. Mit einem Lächeln werden wir empfangen, legen ab, kommen erstmal an. Das Zimmer ist super und für heute zählen dann nur noch zwei Dinge: die Dusche und das Bett!
Tags drauf ist dann Zeit, die Stadt mal etwas zu erkunden und sich alles genauer zu besehen. Und man findet Kontraste überall! Neues neben Altem, dreckig neben sauber, Gestank versus Duft. Ein staubiger Mini-Shop, in dem die Besitzer auch wohnen, und 5m weiter parkt ein nagelneuer Audi Q7. Prostitution ist hier auch ziemlich gegenwärtig – eigentlich in allen Bars, Lounges und Clubs. Eine lebendige Stadt, die selten zur Ruhe kommt und wo scheinbar ständig etwas passiert. Vieles spielt sich dabei draußen ab – wohl auch den Temperaturen geschuldet. Ich mag ja so Städte, obwohl Phnom Penh schon auch krass ist. Natürlich riecht es an vielen Stellen nicht so toll und es ist voll, laut und stickig. Aber man taucht auch darin ein und merkt ein wenig, wie das für die Menschen hier ist, die in dieser Stadt leben, arbeiten und zu Hause sind. Einige davon haben es dabei sehr schwer, wie – die alte Frau, die sich am Abend auf Bürgersteig wäscht und wer weiß wo schläft.
Den größten Eindruck hinterlassen aber zweifellos Toul Sleng (klick) und Choeung Ek (klick & klick)! Beides sind Zeugen der jüngeren Geschichte Kambodschas und der Zeit der Schreckensherrschaft der Khmers Rouges bzw. Angka. In Toul Sleng – auch S-21 genannt – wurde eine Schule zu einem Gefängnis umfunktioniert und vielen Menschen unglaubliche Qualen zugefügt, teil über Jahre hinweg. Als Feinde des Regimes wurden dabei alle gebildeten Leute angesehen, die in den neuen Bauernstaat nicht passten. Es genügte schon, eine Brille zu tragen, weiche Hände zu haben oder eine Fremdsprache zu sprechen. Der Besuch des Ortes, der Gebäude und Ausstellungen ist nicht einfach! Es herrscht ein riesiger Gegensatz zwischen dem schönen, friedlichen Garten und der Zellen im Inneren und was da passiert ist. Unvorstellbar sind die Folterungen, die die Wärter den Insassen hier angetan haben! Gleiches gilt für Choeung Ek! Die sogenannten Killing Fields etwas außerhalb der Stadt waren die letzte Station für etliche Menschen damals. Hier zeugen Massengräber von den Taten der Peiniger und zum Gedenken wurde eine Pagode errichtet – ein Ort geschaffen, der informiert und das Damalige offenlegt. Hier wird klar: Geschichte darf sich nicht wiederholen! Es darf niemals vergessen werden – auch wegen der Menschen, die das alles durchmachen mussten!
Wir besuchen aber auch andere Orte, wie den Palast des Königs, der mit seinem weitläufigen Garten, der prunkvollen Thronhalle und den Pagoden schon ein Hingucker ist! Außerdem statten wir dem Nationalmuseum einen Besuch ab. Die Ausstellung zeigt viel von der Geschichte des Landes, auch Skulpturen der Gottheiten Shiva, Vishnu und Bhrama, die zentraler Bestandteil der Leute hier war oder ist. Und sogar ein kleiner Sonderbereich zu Angkor Wat ist eingerichtet – ein Vorgeschmack auf unseren nächsten Stop also 🙂 . Und da nebenan, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Museum, die Universität der Künste liegt, schauen wir auch da mal rein. Quasi den Schulalltag begutachten. Da sieht man mal, dass sich Klassenzimmer einerseits scheinbar überall ähneln und andererseits ganz anders aussehen könnnen, als man das erwartet. Schön ist, dass wir hier einfach so herumspazieren können und sogar hier und da reinschauen dürfen. Die Studenten lassen sich da nicht stören und malen konzentriert weiter, spielen ihre Akkorde oder unterhalten sich auf der Wiese. Eine tolle Atmosphäre, wie ich finde! Aber wie immer in letzter Zeit gilt: In der Mittags- oder Nachmittagshitze kann man sich das alles nicht lange antun. Wir müssen ab und an in ein Café flüchten oder zurück ins Hostel, um die wasweißich wievielte Dusche am Tag zu nehmen. Zum Glück bieten ein paar Abende auch etwas Abkühlung. Langsam beginnt die Regenzeit und vertreibt zumindest zeitweise die Wärme. Gut so!
Ja, man kann sagen, Phnom Penh ist wahrscheinlich nicht für jeden etwas! Eine spezielle Stadt, die man wohl mag oder auch nicht. Ich würde jetzt hier auch keine 3 Wochen verbringen, aber der Besuch hier hat sich definitiv gelohnt und einen ersten Endruck von Kambodscha vermittelt. Mal sehen, wie sich das so fortsetzt auf dem Weg.
Phnom Penh:
Und sonst? Ja, da merkt man natürlich die dahinschwindende Zeit – auch weil sich in knapp 1 1/2 Wochen Andis und mein Weg trennen. Er fährt zurück nach Thailand, um dann etwas später von dort den Heimflug anzutreten. Die letzten Tage werden aber bestimmt noch mal lustig und ereignisreich! Angkor Wat wartet auf uns und darauf bin ich sehr gespannt. Und natürlich auf die Zeit danach! Jedenfalls wird die Heimkehr auch für mich greifbarer. Und da formt sich dann schon der ein oder andere Gedanke, manches wird präsenter, rückt mehr in den Vordergrund. Wie sich das so weiterentwickelt und wie ich mich damit anfreunden kann, werd ich dann sehen. Momentan hab ich ja noch ein gutes Stück Weg vor mir… Davon dann beim nächsten Mal mehr!
Ciao,
K
Like!!!
(y) 🙂
Die Bilder… lustig, nachdenklich machend, schön, zum Träumen anregend. Und immer mindestens ein Tier dabei 🙂 Merci für das regelmäßige Rausreißen aus dem tristen, deutschen Alltag!
¡Con mucho gusto! 🙂
Hallo Kai,
wir haben wieder Deinen tollen Bericht „studiert“. Gegensätze machen ja den Reiz einer Reise aus.
Die traurige Vergangenheit Kambodschas berührt und mahnt zu gleich.
Der „Schlafbus“ wird Dir sicherlich in Erinnerung bleiben. Ein fremder Bettgenosse bzw. Bettgenossin wäre ja auch mal eine Erfahrung wert. Oder?
Das Klima ist schon aufreibend. Da war ja die Zeit in Afrika fast eine Erholung.
Also, bis bald wieder auf dieser Seite.
Alles Gute.
P.u.B.
Hey!
Ja, der Bus ist nicht das Einzige, was einem hier im Kopf bleibt! Sehr interessantes, gegensätzliches und reizvolles Land!
Die Temperaturen sind schon enorm, aber so langsam sollte die Regenzeit beginnen… also mal sehen wie’s weiter geht.
VG und bis bald,
K
Hallo Kai
Ich kann mich nur der Meinung von
Peter Krehl anschließen
Man will garnicht glauben wozu der Mensch
fähig ist.
Tschüß.Ronald &Petra
Den anderen Bericht hebe ich mir für die nächsten Tage auf.
Hi,
ja – schreckliche Sache war das!
Viel Spaß beim lesen und bis bald 🙂 .